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| Kommunikation

Die 12 wichtigsten Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler

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In Jahresgesprächen sind Führungskräfte darum bemüht, möglichst objektiv die gezeigte Leistung zu beurteilen. Wie schon in der Schule, ist manch Beurteilter mit dem Ergebnis weniger zufrieden. Möglicherweise wirkt auf einer oder beiden Seiten der ein oder andere Wahrnehmungsfehler.

Beurteilungsgespräche werden besonders dann heikel, wenn entgeltrelevante Entscheidungen zu treffen sind. Hier wirken ganz besondere Störungen und Verzerrungen, woraus sich die Empfehlung ableitet, Feedback- und Entlohnungsgespräche voneinander zu trennen.
Wahrnehmungsfehler sorgen außerdem für langfristige Schmerzen, wenn sie in der Personalauswahl zu einer Fehlentscheidung führen.

Es gibt eine Reihe klassischer Wahrnehmungsfehler, die bei uns selbst oder in der Beurteilung anderer wirken. Wer sie kennt, kann seine eigenen Wertungen vor der öffentlichen Kommunikation kritisch prüfen und hinterfragen:

Halo-Effekt / Heiligenschein-Effekt

Wie ein Heiligenschein überstrahlen einzelne als positiv oder negativ wahrgenommene Merkmale das Gesamtbild. Hier werden Einzelaspekte auf die Gesamtperson verallgemeinert.

Aus einzelnen Eigenschaften werden oftmals eine Kette von Folgeeigenschaften zu einer Gesamtassoziation abgeleitet (beispielsweise werden weniger attraktiven Menschen auch gleich eher negative soziale Eigenschaften zugeschrieben und umgekehrt. Besonders hervorstechende Eigenschaften oder Leistungen prägen das Urteil einer Führungskraft und machen blind für andere Eigenschaften.

Primär-Effekt

Der erste Eindruck bildet sich bereits in wenigen Sekunden. Alle folgenden Wahrnehmungen und Informationen werden so gewertet, dass sie den ersten Eindruck nachhaltig stützen und ins bereits gemachte Bild passen. Der erste Eindruck, den ein Mensch von einem anderen bekommt, wirkt ähnlich wie der Halo-Effekt: andere Eigenschaften werden nicht gesehen oder übersehen.

»Wahrnehmungs­fehler haben fatale Wirkungen. Sie färben unsere Annahme von der Wirklichkeit und unsere Beziehungen ein. Sie verzerren das Bild von uns selbst.«

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Rezenz-Effekt/ Nikolaus-Effekt

Dem Primäreffekt steht der so genannte Rezenzeffekt gegenüber, bei dem später eingehende Informationen stärkeres Gewicht erhalten. Im Verkauf oder bei Präsentationen nutzt man dies unter dem Grundsatz, dass zuletzt Gehörtes besondere Aufmerksamkeit bekommt. Konkret für die Führungsarbeit: Ereignisse kurz vor einem Personalgespräch wirken stärker auf die Beurteilung als Ereignisse, die länger zurückliegen.

Kleber-Effekt

Die Beurteilungs-Geschichte eines Angestellten prägt hierbei die Sicht des Beurteilenden. Wer beispielsweise früher gute Leistungen vollbrachte, kann nicht heute schlechte vollbringen und umgekehrt. Dies manifestiert sich eben auch im Hierarchie-Effekt:

Schatten
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Hierarchie-Effekt

In der Hierarchie höher Stehende werden im Durchschnitt besser bewertet, als Mitarbeiter der unteren Hierarchie-Ebenen. Es kann ja nicht sein, dass Minderleister mal befördert worden sind… Man denke jedoch an das Peter-Prinzip…

Milde-/Strenge-Effekt

Dieser Beurteilungsfehler steht in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Anspruchsniveau der beurteilenden Führungskraft. Dabei neigt der eine zu einer durchweg zu milden Beurteilung (Ursache kann Angst sein), während ein anderer zu unangemessener Strenge bei der Einschätzung neigt (Ursache kann u. U. ein eigenes hohes Leistungsniveau sein, aus dem die Meßlatte für alle anderen erwächst - besonders ausgeprägt bei exzellenten Fachkräften, die befördert werden).

Pygmalion-Effekt

Eingestandener oder uneingestandener Weise ordnet sich die Führungskraft selbst einen wesentlichen Teil an der Leistungsentwicklung seines Teams zu. Rosenthal und Jacobsson haben erstmals experimentell nachgewiesen, wie sich das Führungsverhalten positiv verändert, wenn man vorweg erklärt, man habe es mit besonders talentierten und intelligenten Menschen zu tun. Dies steigert unbewusst die Förderanstrengungen der Führung.

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Update 2021:

Wahrnehmungsfehler haben fatale Wirkungen. Sie färben unsere Annahme von der Wirklichkeit und unsere Beziehungen ein. Sie verzerren mitunter das Bild von uns selbst. Folgende Fragen halten uns in (Selbst-)Führung wachsam:

- Welche Wahrnehmungsfehler erkenne ich an mir selbst?

- Wo sollte ich meine Konstruktion hinterfragen / rütteln?

- Wie könnte ich mich schützen / meinen Blick erweitern?

Inspiriert hat mich außerdem neulich das Manifest des langsamen Denkens:

- Fragen sind wichtiger als Antworten

- Beobachtungen sind wichtiger als Bewertungen

- Perspektivwechsel sind wichtiger als Standpunkte

- Selbstreflexion ist wichtiger als Kritik

Aus der Praxis zudem noch der Hinweis auf folgende weiteren drei signifikanten Wahrnehmungsfehler: